
Wie die WKB die Nachhaltigkeit in ihren Alltag integriert
«CSR bedingt eine systemische Transformation des Unternehmens»
CSR. Drei Buchstaben, die seit einigen Jahren eine grosse Herausforderung für Unternehmen in allen Tätigkeitsbereichen darstellen. Entsprechend haben auch die Bankinstitute dieses Akronym in ihren Wortschatz aufgenommen. Doch was ist damit gemeint? Hierbei handelt es sich um die soziale Verantwortung des Unternehmens, d. h. es trägt zur Entwicklung seines Unternehmens - und damit der Menschheit im Allgemeinen - bei, indem es sich zur Einführung von Praktiken und Strategien verpflichtet, die die Bereiche Umwelt, Unternehmensführung, soziale Fragen und Ethik betreffen. Konkret bedeutet dies, nach nachhaltigen Grundsätzen in einem System, das an seine Grenzen stösst, weiter zu wachsen. Eine breite und komplexe Realität.
Géraldine Varone ist die Personifizierung von CSR. Seit Oktober 2023 ist sie die CSR- und Nachhaltigkeitsverantwortliche der Walliser Kantonalbank (WKB). Das Thema ist zwar nicht ganz neu bei der WKB, aber es gewinnt an Bedeutung. Die Strukturen und die Governance entwickeln sich weiter, um es besser in der Organisation zu verankern. Das Thema betrifft alle Aktivitäten der Bank. Die Schwierigkeit liegt in der Umsetzung der Strategie in diesem Bereich. «Meine grösste Herausforderung besteht darin, die Stakeholder für die Bedeutung des ganzheitlichen Ansatzes zu sensibilisieren. Es ist wichtig, zu verstehen, dass CSR sich nicht auf einzelne Aktionen beschränkt, sondern eine systemische Transformation des Unternehmens bedingt», fasst Géraldine Varone zusammen.
Interview.

In Bezug auf die CSR-Kommunikation folgt die WKB dem Grundsatz: «Sagen, was man tut, tun, was man sagt, und beweisen, dass es getan wurde».
Géraldine, wo stand die WKB bei deinem Stellenantritt in Sachen CSR und Nachhaltigkeit?
Dank der Arbeit meines Vorgängers und der gelegten Grundlagen konnten gleich die nächsten Schritte unternommen werden. Mein Stellenantritt fand in einem regulatorischen Kontext statt, der besonders durch die Veränderung von Normen geprägt war, und zu einem Zeitpunkt, als die CSR-Governance der WKB strukturiert wurde, um ihrer weiteren Entwicklung eine klare Richtung zu geben. Dies erforderte eine gewisse Reaktionsfähigkeit, ja sogar Antizipation, Augenmerk auf das Gleichgewicht zu haben, um von den Veränderungen nicht überrollt zu werden.
Und wie steht sie im Vergleich zu anderen Banken da?
Der direkte Vergleich mit anderen Banken ist meiner Meinung nach eine Frage, die differenziert werden sollte. Denn selbst wenn ein ESG-Rating (Umwelt, Soziales, Governance) als Massstab herangezogen wird, bietet der Vergleich von Institutionen unterschiedlicher Grösse, Ressourcen und regulatorischer Anforderungen nicht wirklich ein genaues Bild der Realität. So musste eine Grossbank wegen ihrer Grösse bestimmte Anforderungen vor der WKB erfüllen. Dies erklärt den unterschiedlichen Fortschritt bei den Ansätzen. Im Verband Schweizerischer Kantonalbanken hingegen schreiten wir bei den wichtigsten Themen im Zusammenhang mit CSR gemeinsam voran. Dieser Austausch ermöglicht es uns, unsere Strategien aufeinander abzustimmen und uns im Einklang mit den Erwartungen der Stakeholder weiterzuentwickeln.
Eines wird deutlich: In einem Umfeld mit unterschiedlichents-, Interessen- und Verständnisebenen ist die Sicherstellung einer effizienten Kommunikation eine grosse Herausforderung.
Wie beurteilst du anderthalb Jahre nach deinem Stellenantritt die Entwicklung der WKB?
Sie ist, denke ich zufriedenstellend und entspricht einer Dynamik, die für eine in Entwicklung befindliche Organisation «natürlich» ist: Jede Situationsveränderung erfordert schnelle Entscheidungen und eine Umsetzung, die einem anderen, oft progressiveren Rhythmus folgt. Um meine Worte in Bildern auszudrücken: Es ist wie beim Navigieren eines Passagierschiffs: Das Manövrieren des Ruders, um einen Kurswechsel zu vollziehen, dauert nicht lange, länger dauert es hingegen, bis das Schiff die eingeleitete Kurve vollendet hat. Insgesamt sind wir einen grossen Schritt vorangekommen.
Musstest du viel Aufklärungsarbeit leisten?
Ich habe die von meinem Vorgänger initiierte Aufklärungsarbeit fortgesetzt. In einem Umfeld der Veränderung habe ich versucht, ein Gleichgewicht zwischen der Strukturierung der Governance und der Umsetzung, welche ein laufender Prozess bleibt, zu finden. Eines wird deutlich: In einem Umfeld mit unterschiedlichen Prioritäts-, Interessen- und Verständnisebenen ist die Sicherstellung einer effizienten Kommunikation eine grosse Herausforderung.
Die Einführung eines CSR-Ansatzes erfordert auch neue Kompetenzen, oder?
Jeder relativ neue Bereich setzt natürlich voraus, dass bestehende Kompetenzen weiterentwickelt und neue Kompetenzen hinzugefügt werden müssen. Im Bankensektor gibt es darüber hinaus spezifische Anforderungen an ESG-Schulungen in der Kundenberatung. Ausserdem wird Fachwissen benötigt, um mit neuen Regulierungen zurechtzukommen, Strategien im Einklang mit den Klimazielen umzusetzen und CO2-Kompatibilitätskonzepte zu integrieren. Persönlich habe ich ein DAS (Diploma of Advanced Studies) in Responsible Governance Systems in Genf absolviert, so dass ich die Kenntnisse konkret auf meine tägliche Arbeit übertragen konnte.
Wie drückt sich CSR konkret für die WKB aus?
Konkret hat die Bank vier Schwerpunkte definiert, für die sie die wichtigsten Themen identifiziert hat, die aus den Dialogen mit ihren verschiedenen Stakeholdern hervorgegangen sind. Auf dieser Grundlage hat sie sich Ziele gesetzt und unternimmt Aktionen, um diese zu erreichen (WKB - Bericht CRS 2024).
- Schwerpunkt I: Arbeitgeber. Die Bank ist eine wichtige Arbeitgeberin im Kanton. Sie kümmert sich um die Ausbildung des Nachwuchses und setzt auf Weiterbildung im Allgemeinen. Gesundheit am Arbeitsplatz, Diversität und die Chancengleichheit sind ebenfalls wichtige Herausforderungen, für die sie verschiedene Initiativen umsetzt.
- Schwerpunkt II: Umwelt. Die Bank fördert erneuerbare Energien und ergreift Massnahmen, um die CO2-Emissionen aus ihrer Geschäftstätigkeit zu reduzieren. Sie verpflichtet sich, sich an Nachhaltigkeitsprojekten in ihrem Tätigkeitsgebiet zu beteiligen und bietet Produkte zur Förderung des Energiewandels an.
- Schwerpunkt III: Finanzen und Produkte. Die Bank stellt die Kundenzufriedenheit in den Mittelpunkt ihres Handelns. Dies geschieht durch ein bedürfnisgerechtes Produkt- und Dienstleistungsangebot sowie durch verantwortungsvolle Verkaufspraktiken. Zu diesem Zweck hat sie passende Angebote entwickelt, wie z. B. Finanzierungen, um Projekte zur Energiewende zu unterstützen, oder Anlagelösungen, die die ESG-Präferenzen ihrer Kunden berücksichtigen.
- Schwerpunkt IV: Regionale Verankerung. Als Kantonalbank trägt die WKB zur Stärkung und Entwicklung der regionalen Wirtschaft sowie zum Erhalt von Arbeits- und Ausbildungsplätzen bei. Durch verschiedenartige Aktionen unterstützt sie lokale Unternehmen, Vereine und andere Institutionen auf partnerschaftliche Weise.
Das Wesentliche liegt in den konkreten Handlungen der Banken, um ihren Impact zu verringern und bewährte Praktiken zu fördern.
Hat das Kostenfolgen für die Banken?
Ja, denn wie bei jeder Veränderung sind Ressourcen, Anpassungen und Schulungen notwendig, um dem Engagement und den steigenden Erwartungen von Anlegern und Regulierungsbehörden gerecht zu werden. Doch der Übergang zu nachhaltigen Praktiken eröffnet langfristige Wertschöpfungsperspektiven und Marktchancen und hat einen positiven Impact auf das Geschäftsmodell.
Kannst du Initiativen nennen, die letztes Jahr bei der WKB durchgeführt wurden?
Die Bank hat zum ersten Mal die finanzierten Emissionen ihrer Anlage- und Hypothekarportfolios berechnet. Die Grundlagen des Übergangsplans wurden erarbeitet und entsprechend den CO2-Reduktionszielen angepasst. Es wurde eine Governance-Struktur validiert und eingerichtet, damit die CSR-Rollen und die CSR-Organisation besser definiert werden können. Schliesslich wurde ein neues Produktangebot ausgearbeitet.
Banken, die sich zu ihren nachhaltigen Massnahmen äussern, werden des «Greenwashing» bezichtigt. Ist die kommunikative Herausforderung gross?
Ja, die Herausforderung ist enorm und das Thema offensichtlich heikel. Im Zuge dieser Neuerung verleiteten manche Erfahrungen die Banken dazu, die Dinge in einem allzu «grünen» Licht darzustellen, was zu Misstrauen geführt hat. Heute befassen sich die Unternehmen mit der Einführung einer verantwortungsvollen Kommunikations- und Marketingpolitik. Es ist nicht immer einfach, den richtigen Ansatz zu finden und Verwirrung über die zahlreichen Vorschriften zu vermeiden. Dennoch unternehmen die Banken echte Anstrengungen, um ihre nachhaltigen Ansätze zu strukturieren und aufzuzeigen. Die Gefahr des «Greenwashing» ist da und, wie schon gesagt, spielt die Kommunikation eine wichtige Rolle. Doch das Wichtigste sind konkrete Massnahmen zur Verringerung der Auswirkungen und zur Förderung bewährter Praktiken. Durch ihren Einfluss und ihre strategischen Entscheidungen sind die Banken in der Lage, Dinge auf pragmatische und wirksame Weise voranzutreiben. In Bezug auf die CSR-Kommunikation folgt die WKB dem Grundsatz: «Sagen, was man tut, tun, was man sagt, und beweisen, dass es getan wurde».
Sollten Banken in Bezug auf CSR und Nachhaltigkeit vollständige Transparenz zeigen?
Transparenz ist ein zentraler Pfeiler von CSR, da sie die ethischen, sozialen, ökologischen und Governance-Praktiken eines Unternehmens betrifft. Bei einer Bank geht es aber darum, das richtige Gleichgewicht zu finden. Auch wenn sie ihre Handlungen und Verpflichtungen klar kommunizieren muss, so bewegt sie sich doch in einem streng regulierten Rahmen. Dazu gehören Verpflichtungen wie der Datenschutz, das Bankgeheimnis und die Einhaltung der Geschäftsethik.
CSR ist zu einem unumgänglichen Standard geworden.
Géraldine, ein paar Worte zu den Labels. Sie sind ein Beleg für das Engagement von Unternehmen, die sie besitzen. Doch es gibt sehr viele davon und schwer zu verstehen sind sie auch, oder?
Es gibt in der Tat viele CSR-Qualitätslabels, was es für die breite Öffentlichkeit manchmal schwierig macht, sie zu verstehen und zu unterscheiden. Sie spielen jedoch eine wichtige Rolle, weil sie gewährleisten, dass ein Unternehmen konkrete und strukturierte Massnahmen unternommen hat, um seine sozialen, ökologischen oder ethischen Auswirkungen zu verbessern. Manche Labels zeichnen sich dadurch aus, dass sie nach international anerkannten Standards ausgerichtet sind. Sie verleihen zusätzliche Glaubwürdigkeit, da sie sich auf strenge Methoden und externe Audits stützen.
Schliesslich haben diese Labels auch eine Kommunikationsfunktion. Dies stärkt den Ruf der Unternehmen bei externen Stakeholdern (Kunden, Investoren oder Partnern) und entspricht gleichzeitig der wachsenden Nachfrage nach Transparenz und Verantwortungsbewusstsein. Wichtig ist, dass dieses Engagement authentisch ist und sich nicht auf eine «Greenwashing»-Strategie beschränkt. Die anspruchsvollsten und anerkanntesten Labels helfen dabei, dieses Risiko zu vermeiden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass CSR mehr als ein Trend ist?
CSR ist mehr als ein vorübergehender Trend, da es sich um eine strukturelle Entwicklung der Geschäfte und der Gesellschaft im Allgemeinen handelt. Sie ist zu einem unumgänglichen Standard geworden, weil die gesellschaftlichen Anforderungen steigen (Konsumenten, jüngere Generationen) und der Druck der Regierungen auf die Themen Klimawandel, Menschenrechte und Ethik wächst.
Warum sich CSR bei den Banken durchgesetzt hat
- Einbindung in die Realwirtschaft
Banken spielen eine entscheidende Rolle bei der Finanzierung der Wirtschaft. Durch ihre Investitionen, Kreditentscheidungen und Anlagen haben sie direkten Einfluss darauf, welche Sektoren wachsen oder schrumpfen. Diese strategische Position verleiht ihnen eine grosse Verantwortung. Sie sind direkt und indirekt von der Klimaproblematik betroffen. - Erhöhter Regulierungsdruck
Finanzinstitute sind zunehmend gezwungen, Umwelt-, Sozial- und Governance-Themen (ESG) in ihre Entscheidungen einzubeziehen. CSR wird durch gesetzliche und regulatorische Anforderungen geregelt, die zwar komplex sind, sich aber in eine bereits robuste Aufsichtslandschaft einfügen (aufsichtsrechtliche Veröffentlichungspflichten bezüglich Klimarisiken durch die FINMA). Die Bank unterliegt in der Tat immer mehr Kontrollen. - Wachsende gesellschaftliche Erwartungen
Konsumenten, NGOs und die Medien fordern von den Banken, dass sie keine umweltschädlichen Industrien mehr finanzieren. Dadurch entsteht ein direkter Druck auf die Finanzinstitute, ihre Rolle im Kampf gegen den Klimawandel wahrzunehmen. - Banken: Motor des Wandels
Die Fähigkeit der Banken, Finanzströme in nachhaltige Aktivitäten umzuleiten, verleiht ihnen einen einzigartigen Einfluss auf den ökologischen Wandel. Ihre Verantwortung geht über ihren internen Betrieb hinaus: Sie gestalten die Wirtschaft und müssen nach den globalen Klimazielen ausgerichtet werden, um die langfristige Widerstandsfähigkeit des Finanzsystems und des Planeten zu gewährleisten. - «Politischer» Wille
Die Schweiz will ihren Status als bedeutender Finanzplatz aufrechterhalten, indem sie ihren politischen Willen bekräftigt, sich aktiv im Kampf gegen die Geldwäsche zu engagieren. Gleichzeitig muss die Schweiz bis 2050 das Netto-Null-Ziel erreichen, das im Klima- und Innovationsgesetz vorgesehen ist.