
Market Weekly - Der Arbeitsmarkt ist weniger dynamisch
Die Verschlechterung des US-Arbeitsmarktes im Fokus der Anleger
Während die weltweiten Börsen seit Jahresbeginn weiter zulegen – wenn auch im August mit moderateren Zuwächsen – rückt die Verschlechterung des Arbeitsmarktes, insbesondere in den Vereinigten Staaten, in den Mittelpunkt des Interesses der Anleger. Die offensichtliche Schwäche bei der Schaffung von Arbeitsplätzen in diesem Sommer, die durch erhebliche Korrekturen für die Vormonate noch verstärkt wurde, zeigt, dass der Arbeitsmarkt jenseits des Atlantiks deutlich weniger dynamisch ist als zuvor angenommen. Umso mehr, als das zuständige US-Statistikamt einen Bericht veröffentlicht hat, aus dem hervorgeht, dass der Rückgang der Schaffung von Arbeitsplätzen bereits seit geraumer Zeit eingesetzt hat.
Keine Rezession in den Vereinigten Staaten
Parallel dazu beschleunigt sich die Inflation in den USA erneut, was die Aufgabe der Federal Reserve weiter erschwert. Die Kernpreise (ohne Lebensmittel und Energie) steigen im Jahresvergleich um mehr als 3%. Die bereits hohen Immobilienpreise und Gesundheitskosten sinken nicht – ein weiterer Grund zur Sorge für die US-Währungsbehörden.
Was unsere Positionierung angeht, so geht unser Basisszenario von einem weiterhin robusten, aber moderaten Wachstum in den USA in diesem Jahr aus. Wir schliessen eine Rezession aus und stellen fest, dass die Inflation – kurzfristig durch die Auswirkungen der Zollerhöhungen angekurbelt – bereits präsent ist.

So geht unser Basisszenario von einem weiterhin robusten, aber moderaten Wachstum in den USA in diesem Jahr aus.
Besorgnis in Frankreich
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Verschuldungssituation der Staaten. Während die Haushaltslage in den USA weiterhin kritisch ist, gibt die Staatsverschuldung Frankreichs den Anlegern erneut Anlass zur Sorge. Nach Angaben des Internationalen Währungsfonds wird die Staatsverschuldung Frankreichs innerhalb von fünf Jahren die Griechenlands übersteigen. Für einige Ratingagenturen befindet sich Frankreich derzeit auf dem gleichen Niveau wie Estland oder Malta. Die Verschuldung Frankreichs hat nicht nur zu einer schlechteren Bewertung geführt, auch die Schwierigkeiten des Landes, sein Defizit zu reduzieren, sind nach wie vor erheblich.
Keine Negativzinsen in der Schweiz
In der Schweiz erwarten wir für dieses Jahr ein robustes Wirtschaftswachstum – deutlich über dem der meisten europäischen Nachbarländer – und eine unveränderte Geldpolitik. Wir rechnen nämlich nicht mit Zinsänderungen seitens der Schweizerischen Nationalbank (SNB) in diesem Jahr, und unser Basisszenario schliesst die Einführung von Negativzinsen aus. Mehrere Faktoren sprechen für eine Beibehaltung der aktuellen Politik. Erstens liegen die Inflationszahlen für das laufende Quartal leicht über den Prognosen der SNB. Damit sind die Risiken einer Deflation – die niedrigere Zinsen seitens der Währungsbehörden zur Folge hätte – gesunken. Zweitens haben die Verantwortlichen der SNB im Sommer deutlich gemacht, dass die Einführung von Negativzinsen Ausnahmefällen vorbehalten ist – was derzeit nicht der Fall ist. Ein dritter Punkt betriff t den Wechselkurs. Der Schweizer Franken hat gegenüber dem US-Dollar stark an Wert gewonnen, gegenüber dem Euro jedoch nur geringfügig. Mit einem unterschiedlichen Transmissionseffekt auf die Inflation hat ein schwächerer Dollar weniger Einfluss auf den Preisdruck in der Schweiz und verstärkt daher nicht – wie zuvor der Euro – einen allgemeinen Preistrend nach unten. In unserem Basisszenario gehen wir weiterhin von einer anhaltenden Schwäche des US-Dollars aus.
Von Gero Jung