
Market Weekly - Gold wieder an Attraktivität
Gold im Höhenflug: der Gradmesser für globale Ungleichgewichte
Der Sprung zwischen Oktober 2022, als eine Unze Gold 1'600 Dollar wert war, und Oktober 2025, als sie mit 4'200 Dollar ihren Höchststand erreichte, ist spektakulär. Dieser sprunghafte Anstieg ist weit mehr als nur eine spekulative Begeisterung: Er spiegelt den Vertrauensverlust in die Währungen, die Angst vor Instabilität und die wuchtige Rückkehr zu sicheren Anlagen wider.
Klima der globalen Unsicherheit
Inflation und ungebremste Geldschöpfung: Seit drei Jahren überschwemmen die Zentralbanken die Märkte mit Liquidität, um das Wachstum zu stützen und die aufeinanderfolgenden Krisen abzufedern. Das Ergebnis: anhaltende Inflation, abnehmende Kaufkraft und wachsendes Misstrauen gegenüber dem Papiergeld. Wenn die Realzinsen negativ werden, gewinnt Gold, ein renditefreier Vermögenswert, wieder an Attraktivität. Das geopolitische Umfeld ist explosiv. Die von Donald Trump verhängten Zölle, aber auch die Handelsspannungen zwischen den USA und China, die Zunahme regionaler Konflikte, das Gespenst eines US-Shutdowns und der Aufstieg des Populismus – all diese Ereignisse schüren ein Klima der globalen Unsicherheit.

Leitzinssenkungen eingeleitet haben, bleibt die Frage: Werden die Märkte ihren Ansturm auf Gold fortsetzen?
Gold gibt Sicherheit
Inmitten dieses geopolitischen Nebels bleibt Gold der unveränderliche Bezugspunkt, an dem sich Anleger orientieren. Die Zentralbanken stehen an vorderster Front. Die Rekordkäufe von Gold durch China, Indien oder Russland sind Ausdruck einer grundlegenden Bewegung: den Wunsch, sich von der Dominanz des Dollars zu befreien. Durch den Dominoeffekt füllen sich die Gold-ETFs und verstärken den Preisanstieg. Doch der Höhenflug hat seine Grenzen. Eine Umkehr der Realzinsen, eine stärkere Desinflation oder eine Beruhigung der geopolitischen Lage könnten den Aufschwung bremsen. Nach einem solchen Anstieg sind auch Gewinnmitnahmen wahrscheinlich. Schliesslich könnten die Erholung des Dollars oder die Attraktivität neuer Fluchtwerte wie langfristige Anleihen, seltene Metalle oder Krypto-Assets einen Teil der Kapitalströme umleiten.
Vor allem aber ist es ein Symbol. Gold bringt keine Rendite, aber Sicherheit. Sein Anstieg ist nicht nur finanzieller Natur: Es ist das Spiegelbild einer Welt, die nach Orientierung sucht und in der das Vertrauen in die Institutionen wankt. Und jetzt, wo sich die Spannungen in Gaza zu legen scheinen, die Inflation wieder auf ein normales Niveau zurückkehrt und die westlichen Zentralbanken einen neuen Zyklus der Leitzinssenkungen eingeleitet haben, bleibt die Frage: Werden die Märkte ihren Ansturm auf Gold fortsetzen?
Von Timon Leiggener