
Market Weekly - Das Paradoxon des US-Shutdowns
Shutdown in Washington, Rekordwerte an der Wall Street: Warum die Märkte unbeeindruckt bleiben
Seit dem 1. Oktober 2025 erleben die Vereinigten Staaten einen neuen Shutdown. Mangels Haushaltseinigung ist ein Teil der Bundesverwaltung lahmgelegt. Eigentlich sollte eine solche politische Lähmung die Wall Street beunruhigen. Doch das Gegenteil ist der Fall: Der S&P 500, der Dow Jones und der Nasdaq bewegen sich auf historischen Niveaus.
Dieses scheinbare Paradoxon lässt sich durch mehrere Faktoren erklären. Erstens spricht die Geschichte für die Anleger. Bei früheren Shutdowns sind die Indizes nie nachhaltig gefallen. In vielen Fällen stieg der S&P 500 sogar während der Dauer des Regierungsstillstands. Die Märkte scheinen diese Unterbrechungen daher als vorübergehende politische Schocks ohne strukturelle Auswirkungen auf die Wirtschaft zu betrachten.
Shutdown in den Hintergrund gerückt
Zweitens hat die Geldpolitik ein weitaus grösseres Gewicht als die Spannungen in Washington. Für 2025 rechnen die Anleger mit Zinssenkungen der US-Notenbank. Diese Aussicht auf geldpolitische Unterstützung lässt den Shutdown in den Hintergrund rücken. Dritter Faktor: Das Vertrauen in eine schnelle Lösung. Die Marktteilnehmer setzen auf einen politischen Kompromiss in den kommenden Wochen. Solange die Situation nicht andauert, bleiben die Auswirkungen begrenzt.

Der Shutdown scheint nur ein Hintergrundgeräusch zu sein, während die Aussicht auf reichlich Liquidität und solide Gewinne die Märkte zu neuen Höchstständen treibt.
Ausserdem verzögert der Shutdown die Veröffentlichung bestimmter Wirtschaftsstatistiken wie beispielsweise zur Beschäftigungslage oder Inflation. Weniger Daten bedeuten auch weniger potenzielle negative Überraschungen auf kurze Sicht. Schliesslich sorgt die Stärke bestimmter Branchen wie Technologie, Gesundheitswesen oder grosse Industriekonzerne weiterhin für Optimismus. Diese Zugpferde reichen aus, um den Aufwärtstrend aufrechtzuerhalten.
Die Märkte sind nicht immun
Das bedeutet jedoch nicht, dass die Märkte immun sind. Ein anhaltender Stillstand könnte das Vertrauen der Haushalte untergraben, die Haushaltspolitik schwächen und die Entscheidungen der Fed erschweren. Derzeit verschliessen die Anleger lieber die Augen. Der Shutdown scheint nur ein Hintergrundgeräusch zu sein, während die Aussicht auf reichlich Liquidität und solide Gewinne die Märkte zu neuen Höchstständen treibt.
Von Claude Imahorn