Donnerstag, 19. Juni senkte die Schweizerische Nationalbank (SNB) wie erwartet ihren Leitzins um 25 Basispunkte auf 0% und setzte damit den Zins erstmals seit dem Ende der Negativzinsen im Jahr 2022 wieder auf null. Diese Entscheidung wurde vor dem Hintergrund eines nachlassenden Inflationsdrucks und schwächerer Aussichten für die Weltwirtschaft getroffen. Zur Erinnerung: Die Verbraucherpreise in der Schweiz sanken im Mai um 0,1% und damit zum ersten Mal seit vier Jahren, was vor allem auf niedrigere Preise für Tourismusdienstleistungen und Mineralölprodukte zurückzuführen war. 

Die SNB rechnet nun mit einer durchschnittlichen Inflation von 0,2% für 2025, 0,5% für 2026 und 0,7% für 2027. Das Schweizer BIP seinerseits verzeichnete im ersten Quartal 2025 ein starkes Wachstum, das zum Teil durch vorgezogene Exporte in die USA im Vorfeld neuer Zölle gestützt wurde. In den kommenden Quartalen dürfte sich das Wachstum jedoch verlangsamen, wobei für 2025 und 2026 ein BIP-Wachstum zwischen 1% und 1,5% erwartet wird. 

Ein wütender Präsident

Die US-Notenbank (Fed) hielt ihrerseits am Mittwochabend (18. Juni) den Leitzins zum vierten Mal in Folge unverändert bei 4,5%, da die geldpolitischen Entscheidungsträger eine vorsichtige Haltung einnahmen, um die wirtschaftlichen Auswirkungen der Politik von Donald Trump, insbesondere in Bezug auf Zölle, Einwanderung und Steuern, umfassend zu bewerten. Die Verantwortlichen stellten ausserdem fest, dass die Unsicherheit über die wirtschaftlichen Aussichten zwar abgenommen habe, insgesamt jedoch weiterhin hoch bleibe. Trotzdem plant die Fed weiterhin zwei Zinssenkungen im weiteren Verlauf des Jahres, während sie für 2026 und 2027 lediglich eine Senkung um jeweils 0,25 Prozentpunkte erwartet. In ihren aktualisierten Projektionen hat die Fed ihre BIP-Wachstumsprognosen für 2025 und 2026 nach unten korrigiert, die Schätzung für 2027 jedoch unverändert gelassen. Die Arbeitslosenquote wurde hingegen leicht nach oben angepasst. 

Die erneute Beibehaltung des US-Leitzinses stiess erneut auf Kritik seitens des US-Präsidenten. Wenige Stunden vor der Bekanntgabe der Fed-Entscheidung hatte er wiederholt erklärt, dass es seiner Auffassung nach in den USA keine Inflation gebe und er daher eine Zinssenkung für notwendig halte. Er brachte seine Enttäuschung über die jüngsten Entscheidungen der Zentralbank, die Zinsen in den vergangenen Monaten unverändert zu belassen, deutlich zum Ausdruck. Trotz der Unzufriedenheit des Präsidenten erinnerte der Oberste Gerichtshof daran, dass Trump Powell nicht entlassen kann. Zur Erinnerung: Donald Trump hatte Powell im Jahr 2018 selbst für das Amt des Fed-Vorsitzenden nominiert. Seine Amtszeit endet im Mai 2026.