Market Weekly - Die nachhaltige Finanzwirtschaft hat dennoch eine rosige Zukunft vor sich
Von Tania Glassey ESG: zwischen blauem Himmel und vorüberziehenden Wolken
Ein klarer Himmel
Stellen Sie sich einen weiten blauen Himmel vor: Das war das goldene Zeitalter von ESG. In den letzten zehn Jahren waren Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien (ESG) für Investoren zum «Muss» geworden. Dieser Trend basierte auf einer Infragestellung traditioneller Finanzmodelle, einem wachsenden Umwelt- und Sozialbewusstsein sowie der Entwicklung von Nachhaltigkeitsstandards. So verzeichneten beispielsweise die Finanzströme in verantwortungsbewusste Anlagen seit 2018 ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 22 %.
Wolken am Horizont
Doch nun droht ein geopolitischer Sturm ESG in den Hintergrund zu drängen. Die Ära Trump – geprägt vom Austritt der USA aus dem Pariser Abkommen, ihrer Skepsis gegenüber dem Klimawandel und der Einschränkung der Militärhilfe für europäische Länder – hat dunkle Wolken am Himmel der nachhaltigen Finanzwelt aufziehen lassen. Im März dieses Jahres hat Europa seine Anforderungen an die Umweltberichterstattung gelockert, um den Verwaltungsaufwand für Unternehmen zu verringern. Das bedeutet zwar weniger Papierkram, aber auch weniger klare Daten, was deren Einbeziehung in Investitionsentscheidungen erschwert. Und doch...
Die Unklarheiten beseitigen
Investoren wollen Konkretes. Sie verlangen lediglich das Wesentliche: Transparenz (Verständnis der ESG-Massnahmen), Vergleichbarkeit (Verfügbarkeit von Bezugspunkten) und Harmonisierung der ESG-Standards sowohl auf internationaler als auch auf nationaler Ebene.
In diesem nebligen Umfeld wäre es unklug, die ursprünglichen Ambitionen und Ziele der nachhaltigen Finanzwirtschaft aufzugeben.
Wenn Nebel aufzieht, holt man das GPS heraus
In diesem nebligen Umfeld wäre es unklug, die ursprünglichen Ambitionen und Ziele der nachhaltigen Finanzwirtschaft aufzugeben. Diese turbulente Zeit könnte als Gelegenheit für einen Frühjahrsputz und einen Neuanfang gesehen werden. Es wird daher notwendig, die Instrumente zur Bewertung der ESG-Kriterien zu überdenken, um sie an die Realitäten eines sich ständig verändernden Marktes anzupassen. Beispielsweise könnten die Digitalisierung und der Einsatz fortschrittlicher Technologien (wie künstliche Intelligenz und Big Data) neue Perspektiven für die Erhebung, Analyse und Verbreitung zuverlässiger und vergleichbarer Daten zur ESG-Performance von Unternehmen bieten.
Nach dem Regen...
Auch wenn die aktuellen Ereignisse ESG manchmal in den Hintergrund drängen, hat nachhaltige Finanzwirtschaft dennoch eine rosige Zukunft vor sich. Die aktuellen Herausforderungen – seien sie politischer, regulatorischer oder wirtschaftlicher Natur – erfordern eine Anpassung der bestehenden Instrumente und Ansätze. ESG ist kein statischer Himmel, sondern ein dynamisches Wettersystem. Indem wir unsere Instrumente anpassen und uns auf das Wesentliche konzentrieren, bereiten wir das grosse Comeback der nachhaltigen Sonne vor. Diese turbulente Zeit könnte der Auftakt zu einer neuen Ära der verantwortungsvollen Finanzwirtschaft sein, die robuster und widerstandsfähiger gegenüber den Stürmen von morgen ist. Stellen Sie sich einen schönen Regenbogen vor.