
Market Weekly - In der Schweiz dürfte der Leitzins weder sinken noch steigen
Leitzins bei 0 % – eine Ausrichtung, die Bestand haben dürfte
Mehrere Faktoren lassen darauf schließen, dass das derzeitige niedrige Zinsniveau in der Schweiz bis 2026 beibehalten wird. Nach sechs aufeinanderfolgenden Senkungen, durch die der Leitzins auf 0 % gesenkt wurde, hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) beschlossen, ihre Geldpolitik unverändert beizubehalten – und wird diesen Status quo mit großer Wahrscheinlichkeit auch in naher Zukunft beibehalten. Mehrere Faktoren sprechen dafür.
Erstens bleibt die Inflationsrate in der Schweiz niedrig und fiel jüngst geringer aus als erwartet. Im Oktober stiegen die Konsumentenpreise nur sehr geringfügig – die Teuerung betrug jediglich 0,1 % gegenüber dem Vorjahresmonat. Die SNB rechnet für das laufende Quartal mit einem stärkeren Anstieg der Verbraucherpreise. Die nächste Lagebeurteilung ist für Dezember vorgesehen.
Negative Zinsen haben erhebliche Nebenwirkungen
Darüber hinaus steht die Position der SNB auch im Zusammenhang mit einem internationalen Umfeld im Wandel. Sowohl in den Vereinigten Staaten als auch in der Eurozone könnten die Zentralbanken Ende des Jahres, aber auch im Jahr 2026 zu einer weiteren Senkung ihrer Leitzinsen gezwungen sein, insbesondere wenn sich das Wachstum verlangsamt und sich die Inflation weiter normalisiert. Vor diesem Hintergrund verhindert eine Beibehaltung der Schweizer Zinsen bei 0 % eine übermäßige Aufwertung des Frankens, was für die Exportindustrie und den Tourismus von entscheidender Bedeutung ist.

Daher ist für 2026, sofern kein größerer wirtschaftlicher Schock eintritt, weder mit einer Senkung noch mit einer Anhebung der Zinsen zu rechnen.
Schließlich spiegelt die derzeitige Ausrichtung der Geldpolitik auch die Linie des neuen SNB-Präsidenten Martin Schlegel wider. Dieser hat mehrfach darauf hingewiesen, dass Negativzinsen erhebliche Nebenwirkungen haben, insbesondere für Sparer und Pensionskassen. Seinen Worten zufolge «bleiben die Hürden für Negativzinsen hoch». Mit anderen Worten: Selbst im Falle eines Konjunkturrückgangs ist eine Rückkehr in den negativen Bereich unter den gegenwärtigen Umständen unwahrscheinlich. Vor diesem Hintergrund zielt die Schweizer Geldpolitik in erster Linie auf Preis- und Finanzierungsstabilität ab und will gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit des Frankens erhalten. Daher ist für 2026, sofern kein größerer wirtschaftlicher Schock eintritt, weder mit einer Senkung noch mit einer Anhebung der Zinsen zu rechnen.
Von Claude Imahorn