07 Juli 2025
Anlagen

Market Weekly - Investieren und dranbleiben, was auch geschieht

Mathias Cotting Von Mathias Cotting
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Meine letzte Kolumne, was für Jahre!

So, jetzt ist es Zeit für eine Veränderungen bei mir. Bevor ich eine neue berufliche Herausforderung antrete, ist es eine gute Gelegenheit, in den Rückspiegel zu schauen. Sowohl aus persönlicher Sicht als auch aus der Perspektive der Finanzmärkte waren die letzten Jahre sehr interessant und reich an unvorhersehbaren Ereignissen. Ich erinnere mich an eine meiner ersten Kolumnen, in der ich das folgende Zitat verwendete: «Wer ohne Gefahr siegt, triumphiert ohne Ruhm.»

Das passt perfekt zu den Finanzmärkten. In den letzten Jahren haben diejenigen, die den Mut hatten, bei jedem grossen Kurssturz zuzukaufen, der in dem jeweiligen Moment wie ein Albtraum für Anleger aussah, sehr erfolgreich gehandelt. Im März 2020 führte der Ausbruch des Covid-19- Virus nicht nur zu einer globalen Abschottung der wirtschaftlichen Aktivitäten, sondern ebenfalls zu einem starken Einbruch an den Finanzmärkten. Gleiches Spiel ereignete sich im Jahr 2022, während des starken Anstiegs der Inflation. Zuletzt im April 2025 war der eskalierende Handelskrieg Auslöser für einen erneut starken Kurseinbruch. 

All diese Ereignisse sind sich in einer Sache ähnlich: Trotz der starken Kurseinbrüche erholten sich die Finanzmärkte sehr schnell. Man könnte sogar hinzufügen, dass man gerade dann investieren sollte, wenn die Situation am schlimmsten erscheint, oder in Anlehnung an vorgenanntes Zitat sollte man zumindest nicht panisch seine Positionen verkaufen. Mit etwas Abstand kann man sogar feststellen, dass die letzten Jahre, die verrückt erscheinen mögen, im Kontext der Geschichte recht normal sind bzw. immer wieder vorkommen. 

Wenn ich in dieser letzten Kolumne nur einen einzigen Ratschlag geben dürfte, dann wäre es, zu investieren und daran festzuhalten, komme, was wolle.

Chefökonom, WKB
Trump und TACO

Die jüngsten Entwicklungen, die im April aufgrund des Handelskriegs beobachtet werden konnten, sind ein weiterer Beweis dafür. Während das Ende der Welt von einigen Propagandisten ausgerufen wurde, war es rückblickend eher ein guter Zeitpunkt, um am Finanzmarkt zu investieren. Im Anschluss an die fulminante Erholung der Aktienmärkte verabschiedete das Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten mit einer hauchdünnen Mehrheit den Gesetztesentwurf «One Big Beautiful Bill Act», einen Haushaltsentwurf, der weiter steigende Staatsausgaben bedeutet. Zur selben Zeit ist in Bezug auf den Handelskrieg ein neues Akronym entstanden: TACO, was für «Trump Always Chickens Out» steht. Das bedeutet, dass Trump, sofern der Druck der Finanzmärkte hoch genug ist, immer wieder einen Rückzieher macht. Daher hatten die jüngsten Drohungen, die Zölle gegen Europa wieder anzuheben, so gut wie keine Auswirkungen an den Finanzmärkten. 

Den jüngsten Entwicklungen im Iran schienen die Finanzmärkte auch keine grössere Bedeutung beizumessen. Ein eskalierender überregionaler Krieg im Nahen Osten wird vom Finanzmarkt vergleichbar zum nordkoreanischen Atomwaffenprogramm als «Tail Risk», also als Risiko mit sehr geringer Eintrittswahrscheinlichkeit eingestuft. Der mittlerweile starke Rückgang des Ölpreises scheint diese These zu stützen. 

Vielen Dank! 

Wenn ich in dieser letzten Kolumne nur einen einzigen Ratschlag geben dürfte, dann wäre es, zu investieren und daran festzuhalten, komme, was wolle. 

Auch wenn dies meine letzten Zeilen in diesem Format sind, werde ich weiterhin im Bereich der Vermögensverwaltung tätig sein. Darüber hinaus wird es für mich immer eine Leidenschaft bleiben, die Wirtschaft und die Finanzmärkte zu verfolgen. Zum Abschluss möchte ich mich bei meinen treuen Lesern bedanken und ihnen viel Erfolg bei ihren Investitionen an den Finanzmärkten wünschen.